Ostern – Gott schenkt Hoffnung gegen die Angst


Liebe Leserinnen und Leser,
das Osterfest liegt vor uns. Bevor wir in den Osterjubel einstimmen können, erinnern wir uns in der Passionszeit und am Karfreitag der Leiden und des Todes Jesu Christi am Kreuz. Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben und auch vor dem Tod – beides wiegt schwer. Diese Angst kennt Jesus auch. Er hat sie erfahren und durchlitten. Der Evangelist Lukas spricht in seinem Bericht, dass dieser im Garten Gethsemane in Todesangst geriet. (Lukas 22, 44)
Auch die Evangelisten Matthäus und Markus berichten vom Flehen Jesu, dass Gott den Kelch des Todes an ihm vorübergehen lassen möge. Doch nicht sein – Jesu Wille – soll sich durchsetzen, sondern Gottes Wille. Seine Angst vor dem eigenen Sterben, dem Tod wird in den kommenden Stunden größer. Unsägliche Qualen erleidet er bei der Kreuzigung – und mit ihm Gott. Jesus stirbt. In voller Härte erfährt er den Tod – und mit ihm Gott. Karfreitag – nichts als der Tod in aller Härte, gerade auch für Jesus Christus.
Und dann drei Tage später: Ostern – das Wunder geschieht, die Angst wird überwunden.
Ostern steht nun dafür, dass der Tod, die Angst überwunden werden kann, weil Gottes Kraft zum Leben stärker ist als jeder Tod.
Es gibt Hoffnung in der Welt. Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten sagt doch nichts anderes, als dass das Leben siegt. Die Hoffnung siegt. Noch nicht einmal vor dem Tod brauchen wir Angst zu haben. Denn nach dem Tod erwartet uns das Leben bei Gott. So wie das Erwachen der Natur im Frühling für die Hoffnung steht, dass das Leben neu beginnt, auch nach Sterben und Tod.
Ostern steht also dafür, dass diese Verheißung wahr wird. Wir können neue Hoffnung haben. Hoffnung, die stärkt auch inmitten der Angst. Mit Ostern kommt neue Hoffnung ins Leben. Hoffnung, die stark machen will zum Leben mit der Angst. Ostern macht stark gegen die Angst.
Ostern – Gott schenkt Hoffnung gegen die Angst. Die Hoffnung hat begonnen, die Angst im Leben aufzuwiegen. Es gibt Hoffnung für die Bewahrung von Leben und Lebensgrundlagen, für Frieden und Gerechtigkeit im Zusammenleben von Menschen, für neue Gemeinschaft. Wir können einen neuen Anfang wagen mitten im Leben. Gott sagt, der Frieden hat eine Chance.
Ostern zeigt uns, dass Gott die Gemeinschaft unter den Menschen fördern will. Es lebt sich in Gemeinschaft besser als allein – auch dies können wir entdecken, miteinander. Wir können uns anstecken lassen von der Hoffnung und ein solidarisches Miteinander beginnen. Sich für andere einsetzen mit Worten und Taten, gerade auch für die Schwachen. So will die Hoffnung die Angst im Leben aufwiegen.
Ostern ist der Anfang, dass Hoffnung und Leben stärker sind und immer stärker werden. Noch leben wir, wie wir sagen, in einer ’unerlösten‘ Welt. Erst in Gottes Zukunft, so sagt das Buch der Offenbarung, werden alle Tränen abgewischt sein und Not, Leid und Geschrei ein Ende haben.
Doch Hoffnung und Leben können immer stärker werden in dieser Welt. Alles kann sich ändern. Leiden und Trauer können schon in dieser Welt überwunden werden.
Punktuell haben wir daran Anteil, wenn wir das Fest des Abendmahls feiern. Wir können uns freuen inmitten aller Angst, die die Macht über uns immer mehr verliert. Im Abendmahl ist Gemeinschaft mit anderen und mit Gott erfahrbar. Im Abendmahl gibt es keine Trennungen durch Rassen, gesellschaftliche Klassen, Volkszugehörigkeit oder Geschlecht.
Gott will im Abendmahl wegnehmen, was belastet und bedrückt. Gott macht frei, neu zu leben. Frei, sich des Lebens zu freuen und stark sich gegen alles Lebensfeindliche einzusetzen. Christinnen und Christen sind frei, weil sie Hoffnung auf das große Abendmahl bei Gott haben.
Trotz aller Angst und Sorge, die viele Menschen in diesem Jahr haben, können wir in den Osterjubel einstimmen: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja.
In diesem Sinne wünsche ich allen frohe und gesegnete Ostern
Ihre Elisabeth Hollmann-Plaßmeier
"Wir liegen vor Dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf Deine große Barmherzigkeit." (Daniel 9, 18)
Liebe Leserinnen und Leser,
Daniels Gebet ist ein Schrei im Schmerz, in der Verzweiflung. Seine Haltung „am Boden zerstört“ drückt aus, was der Mund vor Qual nicht mehr sagen kann. Daniel ist einer der Übriggebliebenen nach einem brutalen Krieg, der sein Land zerstört, seine Familie getötet oder verschleppt hat. Die Erfahrungen des Leides, die hinter diesem Bibelvers stehen, lassen Menschen bis in unsere Gegenwart verzweifeln.
Niedergedrückt, „am Boden zerstört“ sind wir auch, wenn das Leid plötzlich in unser persönliches Leben eindringt: ein schwerer Unfall, eine Krankheit, der Abschied für immer… Wir kennen auch dieses langsame Niedergedrücktwerden, diesen schleichenden Schmerz. Das kann die Last in der Familie sein. Das können die Überforderungen im Beruf bewirken. Auch nicht gelöste Probleme können unser Leben immer ungeordneter, einsamer oder unglücklicher machen. Einmal werden dann die Lasten zu schwer, sind wir mit unseren Kräften am Ende. Wir liegen am Boden. Es gibt nur Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit. Wir sind wie fremd in unserem eigenen Leben.
Wenn Daniel betet: „Wir vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit“, so ist das kein Kleinmachen, keine Unterwerfungsgeste. Er weiß, dass er mit all seinem Wissen und seinen Erfahrungen nichts mehr ausrichten kann. Schmerz und Leid wirken tief in das Person-sein hinein, verändert es. So schreibt jemand über seine Erfahrungen bei einer schweren Krankheit: „(…) Bisher hatte ich Boden unter den Füßen. Mein Leben habe ich selbst in der Hand - dachte ich. Jetzt entgleitet mir alles. Ich meine zu fallen. Wohin? Mein Gott, wie weit?“
Die Verzweiflung dieses Kranken drückt sich aus in einem Gebet. „Wir liegen vor dir…,“ betet auch Daniel in seinem Leid. Daniel glaubt an ein Gegenüber, er glaubt, dass er gehört wird. Sein Gott hat den Namen „große Barmherzigkeit“.
Was jedoch ist, wenn Schmerz und Verzweiflung den Glauben nehmen? Wenn diese Worte und Haltungen, diese Gebete, die uns selbstverständlich sind, uns auf einmal fremd werden? Werden wir gehört, auch wenn wir ins Nichts schreien? Kann das Schreien ein Gebet sein, wenn auch der Glaube „am Boden zerstört“ ist? Was heißt da „große Barmherzigkeit“?
Jesus erklärt seinen Jüngern das Wort „Barmherzigkeit“ mit einer Geschichte. Ein Mensch, noch nicht einmal recht gläubig, handelt barmherzig. Er sieht einen fast Totgeschlagenen, und „es jammerte ihn“. Er besorgt alle die Dinge, die nötig sind, damit der andere am Leben bleibt (vgl. Lukas 10, 30 bis 37). Barmherzigkeit, sagt Jesus, ist nichts anderes, als sein Herz vom Leid des anderen Menschen bewegen zu lassen. Sie ist auch an keine Bedingungen geknüpft. Ob wir in unsere Verzweiflung beten, ob wir ins Nichts schreien - unser Leiden bewegt das Herz Gottes, in seiner großen Barmherzigkeit.
Wie geht es uns, was erfahren wir, was ändert sich? Der Samariter, der den beinahe Totgeschlagenen fand, erzählt Jesus, bewirkt kein Wunder. Der Verletzte wird noch lange brauchen, bis er genesen ist. Doch er hat ein anderes Wunder erlebt. Er ist der Barmherzigkeit begegnet. Diese Erfahrung wird nicht von Leid und Schmerz befreien. Trotzdem kann sie Menschen ändern.
In den letzten Monaten und auch jetzt in besonderer Weise macht vielen Menschen das Coronavirus Angst. Neben den wichtigen Hygiene- und Abstandsregeln haben Christinnen und Christen ein Mittel zur Wahl, das ihnen helfen kann: das Gebet.
So wie vor vielen Jahrhunderten sich Daniel in seiner Lebenslage an Gott im Gebet gewandt hat, so können wie heute uns auch im Gebet an Gott wenden und an seine Barmherzigkeit appellieren. Gott alles sagen, ihm die Ängste und Sorgen, die Trauer und Einsamkeit anvertrauen, das kann helfen. Das Gebet ist eine große Macht und mit allem, was uns bewegt können wir zu Gott kommen. „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“
Es grüßt Sie sehr herzlich und wünscht Ihnen eine gesegnete Zeit,
Elisabeth Hollmann-Plassmeier
Gottes-Zeit feiern von Zuhause
Sonntags um zehn Uhr läuten die Glocken. Für ein paar Minuten steigen wir aus. Setzen uns zusammen. Entzünden eine Kerze in unserer Mitte. Erleben gemeinsam eine kleine Gottes-Zeit. Dazu brauchen wir nur uns selbst, eine Kerze und diese kleine Liturgie.
Eine(r):
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ENTZÜNDEN EINER KERZE
Eine(r) zusammen:
Jesus Christus spricht: „Überall dort, wo zwei oder drei im Schutz meines Namens zusammen kommen, da bin ich mitten unter ihnen.“
KURZE STILLE
Jede(r) für sich:
Was war schön in der vergangenen Woche?
Was muss ich loslassen, weil es nicht zu ändern ist? Wo möchte ich mich verändern lassen?
An wen muss ich besonders denken?
Was wünsche ich mir für die nächste Woche?
Alle (abwechselnd?):
Gott, Freund des Lebens, Lebenskraft, besuche du die, die sich jetzt einsam fühlen. Deine Liebe umhülle sie zart. Stärke die, die jetzt für andere sorgen. Gib ihnen Geduld. Gib ihnen Kraft. Erhelle die, die jetzt entscheiden. Mach sie ganz klar. Schenke Mut. Ermahne die, die immer noch verharmlosen. Schenke Einsicht.
Wo wir nicht helfen können, halte unsere Hoffnung offen auf deine Zukunft hin.
Wo das Ganze uns übersteigt, lass uns im Kleinen beginnen. Sei unser Licht in dieser Woche. Zeige uns, was wir tun können. Zeige uns, wer wir sein können. Für uns und die, die mit uns leben.
Vaterunser im Himmel...
Segen (abwechselnd?):
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott. Amen
DAS LICHT DER KERZE WIRD GELÖSCHT