Auferstehung
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Rechtschreibprogramm meines Computers kennt das Wort Totenauferweckung nicht. Der erste Korrektur- vorschlag lautet „Tortenauferweckung“ (!) und geht bis zu „Totem-“ und „Tütenauferweckung“. Anscheinend ist vieles denkbar in dieser Welt, aber keine Totenauferweckung. Mit dem Tod haben wir gelernt umzugehen, oder zumindest ihn zu verdrängen. Wir halten das Andenken der Verstorbenen in Ehren und verwalten ihren Nachlass. Wenn Tote wieder lebendig würden, geriete dieses ganze System übel durcheinander.
Die Frauen, die am Ostermorgen das Grab von Jesus leer vorfanden, waren durch den Tod ihres Herrn tief ge- troffen und erschüttert. Trotzdem konnten sie damit umgehen und taten, was eben zu tun ist, wenn es eine Leiche gibt. Sie kamen, um den Leichnam Jesu zu salben und so dafür zu sorgen, dass der Gestank der Verwesung nicht allzu bald und nicht allzu aufdringlich aus den Fugen des Grabes strömte. Das war ihre ehrenwerte Absicht. Aber als sie zum Grab kamen, stellten sie fest, dass da nichts stank und nichts verweste. Jesus war nicht nur springlebendig, sondern er war bereits unterwegs. Es gab keinen Nachlass zu verwalten und kein Andenken zu pflegen. Das war Ostern.
Ostern – warum eigentlich?
Aber warum ist Jesus eigentlich vom Tod auferweckt worden? Das Entscheidende war ja an Karfreitag schon passiert, als Jesus sich am Kreuz von Golgatha Tod und Teufel entgegengeworfen hatte, um unsere Versöhnung mit Gott klar zu machen. Warum kam er noch einmal auf die Erde zurück, statt gleich in die Dimension der Ewigkeit aufzusteigen? Wir leben davon ja auch nicht länger.
Zum einen hat Gott damit anschaulich gemacht, dass Jesus nicht nur „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ ist, wie wir es jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis bezeugen, sondern dass er aus diesem Kampf tatsächlich als Sieger hervorgegangen ist. Zweitens ist die irdische Wirkungsphase zwischen Ostern und Himmelfahrt ein klares Zeichen dafür, wie wichtig Gott diese Erde ist. Auferstehung bedeutet, dass nicht erst im Himmel der Teufel entmachtet, sondern dass schon in dieser Welt die Macht des Todes gebrochen ist und neues Leben sichtbar wird. Mit seinem Zwischenbesuch auf der Erde bestätigt Jesus, dass das Reich Gottes bereits real angebrochen ist. Wir sollen mit ihm rechnen als dem lebendigen Herrn der Kirche.
Dem Lebendigen begegnen
Die Frauen begegneten einem lebendigen Herrn, der selbst aktiv zu werden gedachte und der damit bereits angefangen hatte. Ostern wird es in unseren Kirchen, in unseren Gemeinden und in Ihrem persönlichen Leben, wenn wir aufhören, den Leichnam Jesu einzubalsamieren und seinen Nachlass wie den eines Toten zu verwalten. Ostern wird es, wenn wir nicht nur Traditionen pflegen, sondern die Entdeckung machen: Jesus lebt. Er hält sich bereit, uns im Heiligen Geist als der Lebendige zu begegnen.
Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie an Ostern nicht nur Eier suchen, sondern dass Sie sich vom aufer- standenen Herrn der Kirchen finden lassen.
Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide
„Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ (Matthäus 10 Vers 15)
Die Jünger von Jesus hatten nicht grundsätzlich was gegen Kinder. Es war auch nicht ungewöhnlich, dass Eltern ihre Sprösslinge zu einem ehrwürdigen Prediger brachten, um sie von ihm segnen zu lassen. Aber jetzt passte es gerade gar nicht. Jesus predigte über das „Reich Gottes“. Er sprach von der neuen Zeit, die mit ihm begonnen hatte und dass es möglich sei, bereits in diesem Leben in die Gegenwart Gottes einzutauchen. Bei solch anspruchsvollen Reden und heiligen Themen störten die Kinder nun wirklich.
Wir wissen, wie die Geschichte weiter geht: „Lasst die Kinder zu mir kommen“ sagt Jesus. Aber nicht nur, dass er den Kleinen zugewandt ist und positiv auf sie reagiert, er setzt noch einen drauf: Nehmt sie euch zum Vorbild, sagt er, denn „Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“
Verkehrte Welt?
Kinder sollen unsere Vorbilder sein? Verkehrte Welt! Obwohl – im Bereich der Mode machen wir es ja so. Was heute für die Tochter der neueste Schrei ist, trägt spätestens in zwei Jahren auch die Mama. Die Bibel zeichnet aber eigentlich ein anderes Bild. Eltern werden ermahnt, ihre Kinder gut zu erziehen und ihnen Vorbilder zu sein. Und fordert nicht Paulus von den Christen in Korinth, dass sie mit den kindischen Streitereien aufhören und endlich erwachsen werden sollen?
Ich denke hier liegt der Schlüssel: Kindisch sollen wir nicht sein. Kindisch bedeutet egoistisch, dumm und ohne Blick für das Wesentliche. Kindlich ist etwas ganz anderes. Kindlich im Sinne von Jesus bedeutet: Wir verstehen uns im Verhältnis zu Gott wirklich als seine Kinder und können uns dann auch von Kindern daran erinnern lassen, wie wir uns dem himmlischen Vater gegenüber verhalten sollten.
Von Kindern lernen
Was bedeutet das konkret? Ganz oben auf der Liste sehe ich das Grundvertrauen, das Kinder guten Eltern gegenüber haben. Da wird nicht ständig in Frage gestellt, ob die es auch wirklich gut mit einem meinen und ob man sich auf ihr Wort verlassen kann. Wenn Mama da ist, ist die Welt in Ordnung, und wenn es schwierig wird, findet Papa eine Lösung. Darauf verlassen sie sich. Darum machen Kinder sich auch keine Sorgen. Im Gegenzug sind sie bereit, sich leiten zu lassen und von ihren Eltern ein Wertesystem zu übernehmen. Kinder lassen sich gerne beschenken. Oder haben Sie je ein Kind sagen hören „das kann ich doch nicht annehmen“? Kinder lassen ihre Fehler verziehen sein, wenn Mama sie in den Arm nimmt und sagt, dass alles wieder gut ist. Schließlich sind Kinder offen für Neues. Letztes Jahr Mallorca, diesen Sommer Ostsee – kein Problem.
Lassen Sie sich einladen und herausfordern, in fröhlicher Unbefangenheit als Kind Gottes zu leben. Öffnen Sie sich für seine Gegenwart und genießen Sie diese dann in vollen Zügen. Machen Sie aus seinem Wort kein Problem, sondern vertrauen Sie den Zusagen, die Gott uns darin macht. Akzeptieren Sie auch die Grenzen, die Gott darin zeigt im Vertrauen, dass Ihr Leben dadurch nicht ärmer, sondern besser wird. Seien Sie offen für Neues in Ihrem Leben und in der Gemeinde. Dann werden Veränderungen zu einem Entwicklungsschub für Ihre Reife und Ihren Charakter. Und vor allem: Machen Sis sich keine Sorgen! Ihr Vater im Himmel passt ja auf Sie auf.
Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide

Sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Lukas 2,16
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser!
festlich soll es zugehen an Weinachten, friedevoll und beschaulich. Die Familie kommt zusammen und verbringt einige Stunden ungestörter Harmonie. Wenn es gut geht. Vielfach läuft es aber schlecht, und die überhöhten Ansprüche an das konfliktfreie Miteinander führen gerade dazu, dass nach dem guten Essen und dem vierten Schnaps erbitterter Streit losbricht. Aber auch in geordneten Verhältnissen und gut funktionierenden Familien will sich oft keine rechte Besinnlichkeit einstellen. Das halten die meisten Menschen nicht aus, so dass sie sich erst mit dem Handy und dann mit den Geschenken ablenken.
Eine Ursache dafür ist sicherlich, dass viele Menschen gar nicht wissen, worauf genau man sich eigentlich besinnen sollte oder könnte. Dagegen hilft auf jeden Fall der Besuch von einem der Weihnachtsgottesdienste. Zugleich kann man fragen: Entsprechen Ruhe, Besinnlichkeit und Konzentration auf den engsten Kreis eigentlich dem Wesen des Weihnachtsfestes? Wie war es denn damals im Heiligen Land?
Weihnachten im Jahre Null: Alles auf den Beinen
Alle Welt ist auf den Beinen. Wie Maria und Josef reisen viele Menschen wegen der Volkszählung an den Heimatort ihrer Familie. Und dann, in einem Stall in Bethlehem, wird Jesus geboren. Nun wird sich doch wohl weihnachtliche Ruhe auf die Welt senken. Aber woher denn? Gott macht sich auf den Weg vom Himmel auf die Erde. Scharen von Engeln kommen und gehen wieder. Da können die Menschen nicht zu Hause bleiben. Die Weisen aus dem Morgenland sind schon unterwegs und die heilige Familie wird bald nach Ägypten aufbrechen. Wie soll es die Hirten also bei ihren Schafen halten? „Sie kamen eilend …“ Wer ein beschauliches und ungestörtes Beisammensein zum Inhalt des Weihnachtsfestes macht, hat vielleicht wenig verstanden. Weihnachten fordert heraus, zumindest innerlich aus den festgefügten Traditionen aufzubrechen und sich wieder auf die Suche nach dem Gott zu machen, der Mensch wurde.
Weihnachten 2.0: Mut zur Improvisation
„Manchmal schaffe ich den Hausputz vor Heiligabend nicht mehr“ sagte mir eine fröhliche Mutter von zehn Kindern. „Aber“ fügte sie hinzu,“ es wird trotzdem Weihnachten“. Das habe ich mir gemerkt. Auch wenn bei uns innerlich und äußerlich nicht alles aufgeräumt ist – es wird trotzdem Weihnachten. So wie damals, als die Welt reichlich durcheinander war und Jesus trotzdem geboren wurde.
Manchmal lässt die Improvisation auch viel mehr Raum dafür, den Kern der Weihnachtsbotschaft neu zu entdecken. Als plötzlich der junge muslimische Iraner bei uns aufschlug, war es vorbei mit dem traditionellen Festessen - sie wissen schon, kein Schweinefleisch. Die Ordnung der Geschenke unter dem Weihnachtsbaum geriet ebenso durcheinander wie die Unterbringung der eigenen Kinder in den Gästezimmern. Aber schön war es! Und wir haben uns gemeinsam neu auf den Weg zur Krippe gemacht. Die Fragen des Gastes nach dem Ursprung unserer Traditionen und der Bedeutung, die Jesus für uns hat, ließen uns gedanklich nochmal ganz von vorne anfangen. Beim Kind in der Krippe, den Engeln und den Hirten. Und warum die es so eilig hatten.
In diesem Sinne: Überraschende, lebendige und fröhliche Weihnachten wünsche ich Ihnen!
Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide

Gott spricht: „Wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes hörst: Gesegnet bist du in der Stadt und gesegnet bist du auf dem Feld.“ 5. (Mos. 28, 2 - 3)
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser!
Diesen Text habe ich vor einiger Zeit gefunden in den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine und sie erinnern jetzt in diesen Tagen, dass am 21. 8. 1732 die ersten Missionare aus Herrnhut nach Westindien ausgesandt wurden.
„Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.“ Das ist das Wort Jesu aus Lukas 11, 28. Und dieses „hören“ sollte uns begleiten – denn was hören wir Mögliches und Unmögliches in den Medien und darüber hinaus in persönlichen Begegnungen. Was füllt uns Menschen aus? Sorge und Freude an unseren Kindern und Enkeln. Welche Aufgaben müssen sie bewältigen? Was passiert in Welt und Schöpfung? – Ukraine-Krieg – Corona-Pandemie – Energie-Krise in Europa – unsere Beschwerden des Alters, was uns richtig Not machen kann. Und hier diese großen Zusagen im AT und NT. Hören und hören ist nicht dasselbe: Hören, was ein anderer sagt, ihm zuhören, sein Anliegen hören, eine Bitte erfüllen.
So ein Hören wünscht sich Gott, ein aktives, mitgehendes Hören. Ein Hören, dass das Gehörte in Herz und Sinnen bewahrt und im Lebensalltag umsetzt. Denken wir regional an unsere Partnerschaft in Alexandra SA, wo wir eine Verbindung haben mit Christenmenschen in Afrika. Wie viele Geräusche, Klänge, Musik, Lärm und Sprachfetzen strömen von allen Seiten auf uns ein. Als das hören wir auch, wir „stecken unseren Kopf nicht in den Sand“. Aber ein besseres Hören ist möglich, wenn sich der Mensch auf Gottes Stimme einlässt, denn dann hört er mit dem Herzen. Also teilen wir mit unseren Mitmenschen hier und weltweit, was Gott uns schenkt: unsere Zeit, unsere Gefühle, unser Wissen, unseren Glauben, unser Geld, unsere Freiheit, unser reiches und sicheres Land. Wo Gott und Mensch einander aufmerksam zuhören, wächst Segen. Dieses Hören kann man üben, jeden Tag.
„Gott, öffne meine Ohren für dein Wort. Öffne mein Herz für deine Weisung. Öffne mir Sinne und Hände für deinen Segen.“
H. Nüllmeier
Gott spricht: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua 1,5)
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser!
Mose, der große Anführer des Volkes war tot. Damit nun nicht Orientierungslosigkeit und Mutlosigkeit um sich griffen, musste schnell der designierte Nachfolger Josua als Staatsoberhaupt eingeführt werden. Man lebte schließlich in turbulenten Zeiten, und die Einnahme des nach vierzig Jahren Nomadentum endlich erreichten Landes war zu be- wältigen.
Die Aufgabe würde übermächtig sein. Bei seinem Vorgänger Mose hatte Josua die Launenhaftigkeit der Menschen beobachten können: Kaum war der mal einen guten Monat lang nicht bei ihnen gewesen, schon hatten sie ein goldenes Rindviech an seine Stelle gesetzt. Josua war als völlig klar, dass auch er letztlich nicht auf die Loyalität von Menschen bauen konnte.
In diese Situation hinein gibt Gott selbst seine Zusage „Ich verlasse dich nicht!“. Der ewige Gott, der keine Launen kennt und der noch nie sein Wort gebrochen hat, verspricht: Mit mir kannst du jederzeit rechnen, egal, wie sich die Dinge zuspitzen. Ich habe dich zum Führer dieses Volkes bestimmt, und werde es an nichts fehlen lassen, was du brauchst, um diesem Auftrag gerecht zu werden.
Diese Zusage steht in Verbindung mit der wiederholten Aufforderung „Sei getrost und verzage nicht.“ Das ist nicht nur eine Einladung, sondern regelrecht eine Anordnung, niemals an den Zusagen Gottes zu zweifeln. Gottes Zuspruch ist gleichzeitig ein Anspruch. Gott möchte ernst genommen werden, in dem was er sagt. Er erwartet, dass wir seine Verheißungen nicht nur in unsere Überlegungen einbeziehen, sondern dass wir unsere Planungen darauf gründen. „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Ist es angesichts dieser Aussage nicht eine Beleidigung Gottes, sich durch die Herausforderungen des Lebens noch erschrecken zu lassen?
Josua war Gottes Diener - Sie sind es auch, denn auch ihnen ist aufgetragen, das Reich Gottes in dieser Welt auszubreiten. Josuas Aufgabe war groß – Ihre ist es auch, denn Gott hat jeden von uns ausgewählt, um an dem Ort, an dem wir leben, in der Schule in die wir gehen und in der Firma, in der wir arbeiten, seine rechtmäßigen Stellvertreter zu sein. Unser ganzes Leben leben wir im Auftrag Gottes. Jeder von uns hat seinen Spezialauftrag, und zur Erfüllung dieses Auftrags brauchen und bekommen Sie die Zusage „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“
Pfarrer Rudolf Westerheide
"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei"
Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei;
ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. 1. Mose 2,18
Liebe Leserin, lieber Leser!
Kantholz in den metallenen Fuß geschoben, passend durchgebohrt und 17er Schraube reingezogen. Fast ist der Stützpfeiler für das neu Gartentor fertig. Fehlt nur noch die passende Mutter. In der Plastikbox finde ich lauter Schrauben der gleichen Größe. Die ergeben ein harmonisches Bild, wie sie so nebeneinander liegen - sie nützen mir aber nichts. Wenn das Gewinde seine Funktion erfüllen soll, braucht es sein Gegenstück.
Ergänzung macht ganz
„Männer und Frauen passen gar nicht zueinander“ sagt Loriot in dem Film Papa ante portas. Manchmal scheint es so und wir wünschen uns, der Partner oder die Partnerin würde so denken und „funktionieren“ wie wir. Dann würden wir uns nicht oder weniger aneinander reiben, wir hätten aber auch nicht die Ergänzung, die wir in der Unterschiedlichkeit finden.
„Seid fruchtbar und mehrt euch“ sagt Gott im anderen Schöpfungsbericht. Das bezieht sich in einem direkten Sinn gewiss auf reichen Kindersegen, zu dem der Schöpfer die Menschen ermutigt. Es hat aber auch eine darüber hinaus gehende Dimension, die ebenso für Paare gilt, denen der Kinderwunsch verwehrt bleibt: Die Ehe ist nämlich nicht als die bloße Addition zweier Leben gedacht, sondern aus Unterschiedlichem soll eine neue Einheit mit einer ganz eigenen Dynamik entstehen.
Unterschiede machen dynamisch
Was für die Ehe als Keimzelle der Gesellschaft gilt, gilt auch für diese als ganze und insbesondere für die christliche Gemeinde. Auch da ist die Unterschiedlichkeit der Charaktere und Persönlichkeiten immer neu eine Herausforderung. An dieser können wir versagen, indem wir uns zerstreiten oder gegenseitig links liegen lassen. Wir können daran aber auch wachsen und uns in unserer Unterschiedlichkeit so ergänzen, dass eine Dynamik entsteht, die mehr ist als die Addition von Einzelpersonen. Wo Menschen mit einem eher meditativen Zugang zu geistlichen Inhalten und solche mit eher analytischer Herangehensweise in gegenseitigem Respekt aufeinander hören, erschließt sich die Botschaft des Evangeliums in viel größerer Fülle. Wo Beter und Besucher, Zuhörer und Zupacker Ihre Herzensanliegen zusammenführen, entsteht eine Dynamik, die wir nie erreichen, wenn die Gleichgesonnenen unter sich bleiben.
Entdecken wir also die Freude an dem, was anders ist, damit stabile Gartentore, fruchtbare Ehen und eine inspirierende Gemeinde entstehen.
In diesem Sinne grüßt Sie,
Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide

Ostern aushalten
Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen:
„Ich habe den Herrn gesehen“. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Monatsspruch für April 2022 aus Johannes 20, Vers 18
Die Menschen, die Jesus besonders nahestanden, hatten gerade angefangen zu verarbeiten, dass er gekreuzigt und gestorben war. Trauerarbeit nennt man das, und die ist wichtig: Zurückdenken an den geliebten Menschen, Erinnerungen austauschen und loslassen.
Aber dieser Prozess wird abrupt gestört, kaum dass er begonnen hat. Maria kommt daher und behauptet, sie hätte Jesus gesehen und sogar mit ihm gesprochen! „Ach Maria - lass gut sein“ mögen die Jünger gedacht oder auch gesagt habe. Sie kannten diese Frau. Sie war eine treue Seele und hatte Jesus zu Lebzeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützt. Noch in der Todesstunde stand sie - anders als die Jünger - unter seinem Kreuz. Vielleicht galt sie als psychisch labil oder zumindest etwas „speziell“. Darauf deuten Bemerkungen in den Evangelien und der späteren Überlieferung hin.
Ostern aushalten
Wie dem auch sei - diese Frau passte sich auch als Teil der Jesus-Gemeinschaft nicht ganz an die üblichen Verhaltensweisen an. Nach dem Tod des Meisters hatte es sie mit als erste zum Grab gezogen und dieses leer vorgefunden. Während die Jünger in Jerusalem eine Krisensitzung hielten, um über den Verbleib des Leichnams und das weitere Vorgehen zu beraten, verharrte sie am Grab, wo ihr dann der Auferstandene begegnete. In dessen Auftrag berichtete sie den Jüngern davon, dass Jesus lebte und leibhaftig erschienen war.
Sie verstand was geschehen war ebenso wenig wie alle anderen. Wie es sein konnte, dass der Messias, dem Gott doch alle Macht gegeben hatte, hingerichtet wurde. Aber gut, es war nun mal geschehen. Dass aber ein Toter zum Leben erweckt worden sein sollte war fast noch unheimlicher. Dafür gab es im menschlichen Verstehenshorizont keine Parallele und keine Erklärung. Aber sie war stark. Sie hielt das aus. Sie stellte sich der neuen Realität, die Gott geschaffen hatte ohne diese zu verstehen und ohne sie erklären zu wollen. Sie ak- zeptierte und berichtete in schlichten Worten, was sie gesehen und gehört hatte.
Die Auferstehung ist die wunderbarste Sache, die je passiert ist. Nichts ist mehr wie es war, seit es 3.000 Kilometer südwestlich von hier ein leeres Grab gibt. Ostern hat für uns alle die Tür zum Himmel aufgestoßen. Die Apostel haben diesen Triumph über Tod und Teufel, über Dämonisches und Diabolisches in dieser Welt später packend verkündet und beschrieben. Nie konnte die Christenheit aufhören, darüber Lieder des Staunens und der Glaubensgewissheit zu dichten.
Zuallererst muss man Ostern aber aushalten! Darin ist Maria ein großes Vorbild. Sie flüchtet sich in der Begegnung mit dem Auferstandenen weder in ein vorschnelles „klar, das musste ja so kommen“, noch in ein ungläubiges „das kann ja wohl nicht sein“. Gottes souveränes Handeln gilt es zu akzeptieren, selbst wenn man dafür keine Erklärungen hat. Den Anblick des auferstandenen Jesus gilt es staunend und anbetend auf sich wirken zu lassen, ehe wir die Schlüsse daraus ziehen, die unbedingt gezogen werden müssen.
Ostern feiern
Ich freue mich auf Ostern. Mit Ostereiern, Osterfrühstück, Osterfeuer, Osterglocken und allem was dazu gehört. Nicht zu vergessen die Ostergottesdienste! Darin werden wir mit der ganzen Christenheit in das Triumphlied über den Tod einstimmen und das Leben feiern. Damit das aber nicht oberflächlich wird, sondern uns in der Tiefe des Herzens erreichen kann, wollen wir uns zuerst dem Anblick des leeren Grabes stellen. Wie Maria und nach ihr unzählige andere. Das wird nicht einfach, aber es ist die Voraussetzung für echte österliche Freude und es kann auch Ihr Leben verändern. Nicht „Ach Maria - lass gut sein“ soll unser Ostermotto sein, sondern „Ach Maria, lass uns staunen“.
Frohe und gesegnete Ostern! Wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide
Der liebe Gott sieht alles!
Als Student in Tübingen lud mich meine Zimmerwirtin eines Sonntags zu einem typischen schwäbischen Mittagessen ein. Es würde Spätzle und „Herrgottsbescheißerle“ geben. Spätzle kannte ich schon. Aber Herrgottsbescheißerle? Wie ich erfuhr, erhielten die traditionellen Maultaschen diesen Namen, weil sich in dem Teigmantel wunderbar das Fleisch verbergen lässt, das früher in der Fastenzeit eigentlich verboten war.
Lässt Gott sich so einfach hinters Licht führen? Natürlich nicht. „Der liebe Gott sieht alles!“ Das wissen wir doch seit Kindertagen. Wurde Ihnen damit vielleicht sogar gedroht? Salomo geht aber noch weiter, wenn er betet „Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder“ (1.Könige 8, 39). Demnach beschränkt sich Gottes Einblick nicht auf das, was offensichtlich ist oder getan wird, sondern geht tiefer. Er schließt unsere Gedanken und Gefühle ein – auch die, über die wir uns selber nicht im Klaren sind und die, von denen wir wissen, dass sie Gott nicht wirklich gefallen können.
Interessanter Weise findet der weise König das keineswegs beängstigend, sondern befreiend! Ganz ähnlich Hagar, die von Abraham und seiner Frau zuerst als eine Art Leihmutter benutzt und dann vom Hof gejagt worden war. Als sie an Körper und Seele zerschunden in der Wüste lag, begegnete ihr Gott, um sie innerlich und äußerlich aufzurichten. Ihre neu gewonnene Zuversicht fasste sie in die Worte „Du bist ein Gott, der mich sieht“.
Zur Ehrlichkeit befreit
Der Gedanke, von Gott im wahrsten Sinne des Wortes durchschaut zu sein, wird für mich immer tröstlicher, je älter ich werde. Ich muss mir nichts mehr vormachen und Gott schon gar nicht. Bei ihm sind meine manchmal chaotischen Gedanken und oft schwankenden Gefühle gut aufgehoben. Und ich weiß: Gott geht barmherzig um mit dem, was er da sieht. Er hilft mir dabei, die Gedanken zu sortieren, die Motive zu prüfen und mich von destruktiven Emotionen zu lösen.
Was für eine Befreiung: Wir müssen das, was wir vor Gott sowie nicht verstecken können, auch nicht zu verstecken versuchen. So empfand es wohl auch meine dreijährige Enkeltochter, als sie auf der Heimfahrt im Auto spontan ausrief: „Hallo Gott! Ich freue mich, dass du immer bei mir bist!“ Freuen Sie sich auch und öffnen Sie Gott Ihr Herz.
In diesem Sinne, Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide
Gottes-Zeit feiern von Zuhause
Sonntags um zehn Uhr läuten die Glocken. Für ein paar Minuten steigen wir aus. Setzen uns zusammen. Entzünden eine Kerze in unserer Mitte. Erleben gemeinsam eine kleine Gottes-Zeit. Dazu brauchen wir nur uns selbst, eine Kerze und diese kleine Liturgie.
Eine(r):
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ENTZÜNDEN EINER KERZE
Eine(r) zusammen:
Jesus Christus spricht: „Überall dort, wo zwei oder drei im Schutz meines Namens zusammen kommen, da bin ich mitten unter ihnen.“
KURZE STILLE
Jede(r) für sich:
Was war schön in der vergangenen Woche?
Was muss ich loslassen, weil es nicht zu ändern ist? Wo möchte ich mich verändern lassen?
An wen muss ich besonders denken?
Was wünsche ich mir für die nächste Woche?
Alle (abwechselnd?):
Gott, Freund des Lebens, Lebenskraft, besuche du die, die sich jetzt einsam fühlen. Deine Liebe umhülle sie zart. Stärke die, die jetzt für andere sorgen. Gib ihnen Geduld. Gib ihnen Kraft. Erhelle die, die jetzt entscheiden. Mach sie ganz klar. Schenke Mut. Ermahne die, die immer noch verharmlosen. Schenke Einsicht.
Wo wir nicht helfen können, halte unsere Hoffnung offen auf deine Zukunft hin.
Wo das Ganze uns übersteigt, lass uns im Kleinen beginnen. Sei unser Licht in dieser Woche. Zeige uns, was wir tun können. Zeige uns, wer wir sein können. Für uns und die, die mit uns leben.
Vaterunser im Himmel...
Segen (abwechselnd?):
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott. Amen
DAS LICHT DER KERZE WIRD GELÖSCHT