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Gott als Hirte

Liebe Leserinnen und Leser,

seit einigen Monaten feiern wir in der Regel am 1. Freitag im Monat einen Gottesdienst in der Kindertagesstätte Vogelnest. Die letzten zwei Gottesdienste hatten als gemeinsames Thema: Gott als Hirte. Anhand des bekannten Psalm 23 wurde klar, dass Gott uns Menschen auf unserem Lebensweg begleitet, leitet und Orientierung bietet. Am Ende des Gottesdienstes erzählte ich, dass ich für den nächsten Gottesdienst einhundert Schafe bräuchte und bat sie, doch welche zu basteln.

Als ich dann am 1. März in der Kindertagesstätte ankam, erwartete mich ein buntes Sammelsurium von Schafen. Die Kinder waren ganz gespannt, wofür ich die Schafe brauchte. Ich erzählte ihnen das Gleichnis vom verlorenen Schaf.

Im Lukasevangelium (Kapitel 15) erzählt Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern (Zolleinnehmer, Menschen, die als Sünder galten, Pharisäern und Schriftgelehrten) eine Beispielgeschichte, wie Menschen in Gottes Reich zusammenleben (sollen). Dazu nutzt er das damals bekannte Bild einer Schafherde:

»Ein Mensch hat eine Herde von 100 Schafen. Beim Nachzählen der Schafe merkt er eines Tages, dass ihm eines fehlt.«

Was macht er dann? Er hätte nun bei sich sagen können: ‚Soll ich mich um das eine Schaf kümmern und suchen gehen und dabei riskieren, dass die anderen Schafe hinterher weg sind? Oder soll ich dafür sorgen, dass ich die verbliebenen 99 Schafe behalte? 1% Schwund – das ist nicht viel. Das kann ich verkraften.‘

Stellen wir uns vor: Beim Aufklärungsgespräch vor einer Operation wird uns erklärt, dass das Risiko bei einem Prozent liegt, dass etwas schiefgehen könnte. Wer würde bei diesem Risiko nicht in die Operation einwilligen? Mit einem Prozent Risiko oder Verlust kann man gut leben. Mit dieser Einstellung hätte sich der Mensch um seine 99 Schafe gekümmert. Doch im Gleichnis Jesu nimmt die Erzählung eine andere Wendung: Der Mensch geht das verlorene Schaf suchen. Dieses verloren gegangene Schaf ist ihm so wichtig, dass er die anderen zurücklässt und sich auf die Suche macht. Doch was ist mit den Schafen, die er zurücklässt? Hat er sie einfach sich selbst überlassen? Gab es einen Hütehund, der auf die Herde in dieser Zeit aufpasste, dass sie zusammenblieb? Baute er einen Zaum, um sie zu schützen? Gab es andere, die sich in der Zeit der Abwesenheit, um die Herde kümmerte?

Im Letzten geht es um die Spannung zwischen dem Anspruch der Sicherheit der Menge auf der einen Seite und der Bedürftigkeit des Einzelnen. Der Mensch im Gleichnis hält diese Spannung aus. Sie wird nicht aufgelöst. Für Jesus gilt nicht: Mit Verlust muss man rechnen. Jeder Mensch ist wichtig und wertvoll. So wichtig und wertvoll, dass nicht nachgefragt wird, was ist schiefgelaufen? Wer hat Schuld, dass so etwas passieren konnte?

Jeder Mensch, der verloren geht, der sich verirrt, ist ein Mensch zu viel. Jeder bekommt bei Jesus – unabhängig der Umstände – eine Chance und Hilfe. Jedem geht er nach. Sofort und lässt nichts unversucht, um den verloren gegangenen zurückzubringen.

Und wenn der Mensch dann gefunden wurde? Bekommt er da Vorwürfe zu hören?
In der Beispielgeschichte Jesu nimmt der Mensch, der das verlorene Schaf gefunden hat, dieses auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Es ist erschöpft und entkräftet. Er treibt es nicht mit seinem Stab zurück. Er trägt es heim und dann feiert er ein Fest.

Wenn ein Mensch etwas verloren hat / vermisst, das ihm wichtig ist, sucht er es!

Im anschließenden Austausch mit den Kindern war ihnen am wichtigsten, dass dieses eine Schaf gesucht wurde, weil es so wichtig und so wertvoll ist. Und mal Hand aufs Herz: Ist dieses für jede und jeden von uns nicht auch genauso wichtig wie für Kinder? Wer von uns ist nicht froh und glücklich zu wissen, so wertvoll zu sein, dass einem nachgegangen wird? Diese Haltung wünscht sich Jesus auch von uns auch heute.

Ich wünsche allen eine gesegnete Frühlingszeit Herzliche Grüße,
Elisabeth-Hollmann-Plaßmeier

„Erschrick dich nicht!“

Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich vor: Sie sitzen im Garten bei einer Tasse Kaffee und auf einmal tippt Ihnen jemand von hinten auf die Schulter und sagt: „Erschrick dich nicht!“ Doch genau das tun Sie natürlich – überrascht, dass jemand unbemerkt von hinten Sie anspricht und auf die Schulter tippt.

Genauso ist es den drei Frauen ergangen, als sie sich nach dem Passah-Feiertag sich auf dem Weg zum Grab Jesu machten. Sie unterhielten sich und überlegten, wie sie wohl den Stein vor dem Grab Jesu wegbekommen können. Als sie am Grab ankamen, bemerkten sie, dass er schon weggerollt wurde. Sie gingen in das Grab hinein, sahen einen jungen Mann dort sitzen und erschraken. Dieser spricht sie an: »Er aber sagt zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.« (Markus 16, 6) So lautet der Monatsspruch für März.

Natürlich entsetzten sie sich und erschraken. Angst und Schrecken, ja Entsetzen – diese Wortgruppe wird im Markusevangelium immer dann verwendet, wenn Gott unerwartet eingreift und den menschlichen Erfahrungshorizont sprengt. Kein Wunder, dass dieser Schrecken hier so betont wird. Werden die drei Frauen doch sogleich Zeuginnen des größten je geschehenen Eingreifens Gottes in die Geschichte.

Doch sie können dem Gesagten nicht glauben. Können nicht der Botschaft des jungen Mannes, des Boten Gottes vertrauen, dass Jesus Christus auferstanden ist.

Uns heutigen Menschen geht es da kaum anders. Auch unter uns zweifeln manche und andere können nicht an die Auferstehung Jesu Christi glauben. Wenn wir von unseren menschlichen Möglichkeiten ausgehen, dann ist das mangelnde Vertrauen, ist das Nicht-glauben-können logische Konsequenz.

Wenn Menschen vor 200 Jahren erzählt worden wäre, dass Menschen eines Tages in eine Maschine steigen und einmal rund um den Erdball fliegen könnten oder, dass es eine Maschine gibt, mit der Menschen Texte und Bilder durch die ganze Welt senden und empfangen können oder, oder, oder - Dinge, die wir heute ganz selbstverständlich nutzen, sie es nicht glauben können und hätten eine solche Möglichkeit weit von sich gewiesen. Und selbst wenn sie es hätten ausprobieren wollen, mit ihren Möglichkeiten wäre es ihnen nicht möglich gewesen.

Genauso ist es, wenn wir von der Auferstehung Jesu Christi, von anderen Versprechungen Jesu reden. Mit unseren menschlichen Möglichkeiten ist das alles unmöglich hervorzubringen. Haben also die Zweifler und Nicht-glauben-könnende recht? Sie probieren es aus und zeigen auf, dass es nicht funktioniert.

Wer zweifelt oder nicht glaubt, der geht von den menschlichen Möglichkeiten aus, der muss bei Karfreitag stehen bleiben. Wer glaubt, der geht von dem aus, was Gott kann. Sein unerwartetes Eingreifen, das unseren menschlichen Erfahrungshorizont sprengt.

Unser ganzes Leben bewegt sich zwischen diesen Polen wie bei den Frauen und später bei den Jüngern: Zwischen dem Unglauben, der nur mit den menschlichen Möglichkeiten rechnet, und dem Glauben, mit dem ich die Eingeschränktheit meines Unglaubens übergehe und mit Gottes Möglichkeiten für mein Leben, mein Sterben und für die Ewigkeit rechne.

Gott hat in der Auferstehung Jesu alles bestätigt, was Jesus gesagt und getan hat und deutlich gemacht, dass wir mit ihm rechnen können.

Versuchen Sie doch mal alle Bereiche des Lebens zu betrachten mit der Frage: Wie sieht das aus, wenn ich anfange, mit Gottes Macht zu rechnen, die meinen menschlichen Horizont übersteigt? Wenn ich darauf vertraue, dass Gott mich mit seiner Liebe im Blick hat, seine Verheißungen mir gelten und er sie auch in meinem Leben umsetzen will?

Wenn wir das glauben, dann tut sich ein unendlich weiter Horizont auf, der Horizont der Ewigkeit, vor dem wir nur staunen können, wie sich unser Leben dadurch verändern kann. Wenn wir nur glauben!

Versuchen Sie es und – so habe ich es in meinem Leben erfahren – machen Sie viele stärkende und bestärkende Erfahrungen mit Gott!

Ich wünsche allen eine gesegnete Passionszeit und frohe Ostern.
Ihre Elisabeth Hollmann-Plaßmeier

 

Die Nacht ist vorgedrungen

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern! So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.
Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt. Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil dort finden, dass aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah. Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.
Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.
Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.

So können wir mit Mut und Zuversicht dieses Jahr 2023 verlassen und in das neue Jahr hineingehen – Jesus Christus, der Heiland der Welt, ist an jedem Tag und zu jeder Sekunde an unserer Seite.

Liebe Leserinnen und Leser des Gemeindebriefs,

wieder geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende und das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Neben den familiären Ereignissen waren der seit 2022 andauernde Krieg in der Ukraine, seit Oktober der Krieg im Nahen Osten und bei uns vor unseren Kirchentüren die Brandstiftung und den damit verbundenen Unsicherheiten Themen des Jah- res, die die Menschen beschäftigten.

Angesichts dieser Unsicherheiten ist mir in dieser Adventszeit das Lied von Jochen Klepper „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ wichtig geworden. Er hat es vor 85 Jahren 1938 in der Zeit des „Dritten Reiches“ gedichtet. Darin beschreibt er unsere Welt als das „Dunkel“ und die „Nacht“, in die Christus mit seinem Licht kommen wird. Jochen Klepper bezieht sich hier auf Verse aus dem Römerbrief, in denen Paulus schreibt: „Das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts“ (Römer 13, 11-12). Die Nacht, das Dunkel dieser Welt – das sind für Jochen Klepper jedoch nicht nur Bibelzitate, darin spiegeln sich seine Lebenserfahrungen: 1931 hatte er Johanna Stein geheiratet, eine jüdische Anwaltswitwe, die ihre Töchter Brigitte und Renate mit in die Ehe brachte. In den kommenden Jahren wurde aufgrund der national-sozialistischen Judenverfolgung die Situation für die Familie immer schwieriger, die ältere Tochter konnte nach England auswandern.

Der Druck auf die Familie nahm immer weiter zu, der Frau sowie der Tochter droht die Deportation. So nahm sich die Familie in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 das Leben. Klep- pers letzter Tagebucheintrag lautete: „Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott –, wir gehen heut Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“

Ausweglosigkeit und Hoffnung, Verzweiflung und Glaubensstärke – beides ist in diesen Worten auf das Engste miteinander verbunden. Von dieser Spannung ist auch das Lied von Jochen Klepper getragen: „Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“

Die Symbolik von Dunkel und Licht, von Nacht und Tag ist auch prägend für die Adventszeit. An dunklen Tagen und langen Nächten entzünden wir Lichter, es brennen Kerzen, die die Dunkelheit erleuchten. Eine Kerze nach der anderen am Adventskranz, und am Heiligen Abend dann viele Kerzen am Christbaum. Nicht nur das: Die Kerzen, die Lichter weisen auf einen Tag hin, der nicht mehr fern ist: auf den Tag, an dem endgültig jede Dunkelheit aufgebrochen, an dem das Licht der Welt unter den Menschen aufscheinen wird. Durch die Geburt des Gottes Sohnes hinein in die Dunkelheit dieser Welt ist uns versprochen, dass das Dunkel nicht mehr über das Licht siegen soll.

Auf dem Hintergrund des Schicksals von Jochen Klepper bekommen diese Worte einen besonderen Klang. Den Mächten der Dunkelheit wird kein endgültiger Sieg beschieden sein. Die Nacht dieser Zeit wird ein Ende haben. Der Morgenstern beginnt schon zu leuchten. Die Nacht ist schon im Schwinden! Auch wer noch Grund zum Weinen hat, auf dessen Angst und Not scheint das Licht des Morgensterns, das Licht, das im Stall von Bethlehem leuchten wird. Und so sind wir alle, die unter dem Dunkel unserer Zeit leiden, unter Krieg, Vertreibung, Terror und Flucht, eingeladen, uns auf den Weg zu diesem Stall zu machen. Dort werden wir das Heil finden. Dort kann kein Dunkel mehr uns Menschen im Griff haben. Gott ist in unser Dunkel gekommen. Er will bei uns auf Dauer wohnen und unser Leben hell machen. Das ist uns versprochen.

Jochen Klepper hat das beschrieben, was zu jeder Zeit aktuell erscheint. Wo gibt es nicht in jedem einzelnen Leben Zeiten der Dunkelheit? Schwere Krankheit, für die keine Heilung in Sicht ist. Der Tod eines lieben Menschen, der uns allein zurücklässt, zerbrochene Beziehungen. Katastrophen oder Kriege, die Menschen um alles bringen, was sie sich zum Leben aufgebaut haben. Die Erfahrung von Nacht und Not ist, das wissen wir aufgrund so mancher Ereignisse im eigenen Leben und in der Welt, noch lange nicht aus dieser Welt. Und wenn Jochen Klepper dichtet „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld“ dann weiß er dies alles.

Und dennoch: Seit damals das Licht von Bethlehem aufleuchtete, gibt es keine totale und endgültige Dunkelheit mehr. „Denn nun wandert mit uns allen“, auch mit denen im Dunkel „der Stern der Gotteshuld“. Gottes Stern als Begleitschutz. Und so ruft Klepper uns zu: „Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

Wer im Dunkel gefangen ist, für die oder den ist es sicher nicht leicht, ja manchmal kaum möglich dieses Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Das hat Jochen Klepper gewiss auch gewusst und erfahren. Und so kann vielleicht der Blick auf Menschen wie ihn, auf Worte, wie er sie ausgedrückt hat, ein Halt sein. Ein Halt, an dem man sich orientieren kann, wenn man selbst das Licht noch nicht zu erkennen vermag, wenn die Dunkelheit noch übermächtig scheint. Das ist die Botschaft der Adventszeit. Nicht nur, dass Weihnachten wird und alle Lichter leuchten werden und dass wieder verkündet wird, dass wir uns nicht fürchten müssen und dass der Erlöser im Stall von Bethlehem geboren ist, sondern auch dass seither in jeder Dunkelheit, in jeder Angst auch Gottes Licht leuchtet.

Machen wir uns auf zum Stall, wo wir das Heil finden, wo Gott sich mit uns verbündet, wo eine Hoffnung ist, die stärker ist als jede Macht, die unser Leben verdunkelt. Machen wir unsere Herzen weit für den, der zu uns kommt. So können wir zuversichtlich ins neue Jahr gehen.

In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2024! 
Elisabeth Hollmann-Plaßmeier

ASTREIN - auf den Baum gekommen

Der Baum ist in der Bibel an mehreren Stellen zu finden. Der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis.
„Im Paradies steht der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.“ (1. Mose 2,9)

Weiterhin in der Offenbarung: „Als Aussicht für das himmlische Jerusalem wird dort von einem Baum erzählt, der an einem Strom lebendigen Wassers steht und dessen Blätter die Völker heilen.“ (Offenbarung 22,2)

In unserem Gemeindehausgarten in Hillentrup stehen mehrere Bäume, geschenkt von unseren Partnergemeinden. Auf die Partner- schaftsbäume aus Zerbst und aus der Partnergemeinde Alexandra in Südafrika möchte ich kurz eingehen:

Bei dem Baum aus Zerbst handelt es sich um einen Apfelbaum der Sorte „Prinz Albrecht von Preußen“, der an seinen weit aus- ladenden Ästen die Äpfel reifen lässt. Und der „Goldahorn“ zu unserer Partnerschaft mit Südafrika. Beide Bäume wurden Anfang 2000 gepflanzt. Diese wertvollen Geschenke sind nun zu einer verantwortungsvollen Aufgabe ge- worden und begleiten und erfreuen unsere Gemeinde über Jahrzehnte.

Nun sind WIR die Gärtner dieser Bäume und dürfen ihr gedeihen mitgestalten. Oft ist es so, dass ein Baum einmal gepflanzt wird und dann nicht ausreichend gepflegt wird. Jahr für Jahr werden dessen Früchte geerntet, fast selbstverständlich.

Doch was müsste ein Gärtner für seinen Baum tun? Ein Baum sollte gepflegt werden. So muss er gedüngt werden, die abgestorbenen Äste müssen herausgeschnitten werden, sowie die Wassertreiber. Jetzt kann man nicht einfach daher gehen und planlos drauflos schneiden. Ein Baum muss genau betrachtet werden, bevor er beschnitten wird. Es gibt die sogenannten Tiefwurzler und die Flachwurzler. Die Flachwurzler haben öfter Probleme mit der Standfestigkeit bei Dürre, Wind und Niederschlag. Wenn ich mit meinen Hunden durch die Wälder spaziere, fallen mir viele umgestürzte Bäume auf.

Unser Leben kann auch mit einem Baum verglichen werden. So braucht auch unser Lebensbaum Pflege: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wie bei den Bäumen ist es auch bei uns Menschen. Auch jeder Mensch muss genau betrachtet werden. Was dem einen Menschen gut tut, ist nicht automatisch auf den anderen Menschen übertragbar. Um sicherzustellen, dass ein Kind gut behütet auf- wachsen kann, müssen ihre Eltern ihnen zur Seite stehen und sie unterstützen. Denn die Kraft eines Baumes hängt davon ab, wie gut er verwurzelt ist. So auch bei uns Menschen. Das beste, was wir tun können, ist unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Wir dürfen uns ihm anvertrauen mit allem was uns bewegt.

„Gesegnet ist der Mann, der sich auf Gott verlässt. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt.“ (Jeremia 17,8)

Die Bäume sind untereinander vernetzt und kommunizieren miteinander. So werden kranke Bäume durch die Zufuhr von Baumsäften und Nährstoffen von umliegenden Bäumen unterstützt.

Wir Menschen sind auch fast alle miteinander vernetzt im Internet. Aber wie wichtig ist eine echte Umarmung, ein Lob, ein Gespräch mit unseren Mitmenschen. Ist es nicht mehr wert, als ein Emoji per Smartphone? Lassen Sie Ihre Zuneigung und Hilfe zu anderen Menschen sichtbar werden. Seien Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen ein guter Gärtner, der auf die Individualität eines jeden eingehen kann und dessen Bedürfnisse wahrnimmt.

Wir wollen alle fest verwurzelt sein wie ein Tiefwurzler, am besten jedem Unwetter stand- halten und dies gelingt uns durch den Halt und der Zuwendung unserer Mitmenschen. Jeder von uns wurde mit besonderen Fähigkeiten von Gott beschenkt. Legen Sie nicht nur das Augenmerk auf die Schwächen eines anderen Menschen, sondern sehen Sie das Gute in ihm.

Ich wünsche Ihnen und Euch eine gemütliche Herbstzeit.

Nicole Sieker

Geh aus mein Herz und suche Freud

„Geh aus mein Herz und suche Freud...“

das ist eines der bekanntesten und beliebtesten Lieder unseres Gesangbuchs (EG 503). Der evangelische Pfarrer Paul Gerhardt hat es 1653 gedichtet.

Erinnern wir uns an diese Zeit 1648, fünf Jahre vorher, war der 30jährige Krieg zu Ende gegangen. Fromme Christinnen und Christen haben den Frieden als Bußruf zur Umkehr erlebt, und die deutschen Länder brauchten Jahrzehnte, um die Kriegsschäden zu überwinden. Bittere Armut herrschte auf dem Lande: Es gab zu wenig Menschen, die arbeiten und das Land bebauen konnten, denn es war ja alles zerstört und oft auch verwahrlost.
In diesen Nachkriegsjahren bekam Paul Gerhardt eine Stelle als Probst in Mittenwalde im Spreewald und hat 1652 geheiratet. Das ist die Zeit der Entstehung dieses Sommerpsalms! „Geh aus mein Herz“ - so beginnt dieses Lied.
Das ist nicht so dahingesagt, denn das Herz hat hier eine große inhaltliche Bedeutung. Gemeint ist nicht das Herz als Beweger für unseren Blutkreislauf, sondern mit Herz ist hier das Zentrum des ganzen Menschen gemeint. Der Ort, wo Gott sein Wort als sein Wort offenbar macht. Es ist die Wohnung Gottes bei den Menschen, die geistliche Lebenszentrale. Wenn Paul Gerhardt sich also ermuntert, dann weiß er sich von Gottes Wort geleitet, von biblischen Bezügen:
„Geh aus mein Herz und suche Freud...“
Mit Freude ist nicht das Vergnügen gemeint, sondern hier geht es um ein Schauen dessen, was Gottes Schöpfermacht uns sehen lässt:
„Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.“
Darin beschreibt er die Fülle der Pflanzen und Tiere und findet darin Grund zu Gottes Lob und Dank:
„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen...“.
Doch dieses Lied dichtete kein weltfremder Träumer, sondern ein Mensch, der die dunklen Seiten des Lebens selbst kennengelernt hat.
Schon als Jugendlicher verlor Paul Gerhardt beide Eltern. Vier seiner fünf Kinder musste er später begraben. Sein Leben war vom Dreißigjährigen Krieg und von der Angst vor der Pest geprägt. Doch er hat dadurch sein Gottvertrauen nicht verloren und auch nicht seine Dankbarkeit. Er fand Gott an seiner Seite und bewahrte sich den Blick für seine Güte. Blumen des Glaubens.
Vielleicht fasziniert er darum auch noch heute. Weil uns solche Zuversicht und Sicherheit auch guttäte. Wie unzufrieden sind wir oft, obwohl es uns doch eigentlich nicht an guten Dingen und Grund zur Freude fehlt.
Paul Gerhardt weiß, dass wir für eine andere Haltung Gottes Hilfe brauchen:

„Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben“. 

Blühende Zeiten, die weit über diesen Sommer hinausreichen, wünscht Ihnen
Elisabeth Hollmann-Plaßmeier.

„Du bist ein Gott, der mich sieht...“

...lautet die Jahreslosung für dieses Jahr.
Der Text stammt aus dem 1. Buch Mose und steht in Kapitel 16, 13. Es bildet den Anfang der Bibel. Auf den Seiten werden Geschichten über Menschen erzählt, die sich streiten, neu anfangen oder scheitern. Der Bibelvers bezieht sich auf eine dramatische Geschichte. Es geht um das Ehepaar Abraham und Sara. Sie hatten ein Problem: Ihre Ehe war kinderlos. Dabei hatte Gott ihnen einen Sohn und eine große Nachkommenschaft verheißen. Zehn Jahre waren seitdem vergangen. Der Sohn war immer noch nicht da und zu dem Nachwuchsproblem kam auch ein Glaubensproblem. Sara versucht nachzuhelfen und nutzt ein zu ihrer Zeit übliches Verfahren: Sie bittet Abraham, mit ihrer Magd Hagar ein Kind zu zeugen.
Hagar wird schwanger. Doch die Schwangerschaft sorgt für einen Konflikt zwischen den beiden Frauen. Gegenseitige Demütigungen sind an der Tagesordnung. Die Situation eskaliert. Hagar hielt es nicht mehr aus und flieht in die Wüste. An einer Wasserquelle lässt sie sich einsam, erschöpft und verzweifelt nieder. Hier passiert etwas Unglaubliches:

Gott spricht sie durch seinen Boten persönlich an. Vom Engel wahrgenommen und mit ihrem Namen angesprochen, bekommt sie ihre Würde zurück. Er prophezeit, dass Hagar so viele Nachkommen bekommen wird, dass „sie der großen Menge wegen nicht gezählt werden können.“

Hagar ist die erste Frau in der Bibel, die Gott durch einen Boten direkt anspricht, und sie erhält eine umfassende Segensverheißung. In der Begegnung mit Gottes Engel erfährt sie Gott selbst und sie kommt zu einer Erkenntnis: Hagars Name für Gott und ihr persönliches Glaubensbekenntnis lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

Wir, ob Mann oder Frau, sind nicht Hagar. Doch wir kennen auch wüste Zeiten in unseren Leben: Die Trauer um einen geliebten Menschen, die Angst in einer schweren Erkrankung, die Sorge um den Arbeitsplatz oder die Frage, wie ich mein Leben und das meiner Familie angesichts der Preissteigerungen finanzieren kann – um nur einige Beispiele zu nennen.

In wüsten Zeiten leben wir auch angesichts von Kriegen, Klimakrise, Viren, Bedrohung der Demokratie etc.. Diese wüsten Zeiten sollen uns nicht abstumpfen lassen.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Wie Hagar können wir Ähnliches erleben: Gott sieht uns Menschen, jede und jeden einzelnen und alle. Wenn Gott uns sieht, dann ist seine Liebe zu uns Menschen darin eingeschlossen: Er sieht uns an, tröstet und hilft.
Vielleicht ist Gottes Antwort, sein Sehen, Eingreifen oder Sich-zeigen nicht immer so, wie wir es uns wünschten oder erwarteten.

Auch Hagar machte diese Erfahrung: Der Engel schickt Hagar zu Sara und Abraham zurück. Das ist die einzige Chance, dass ihr Kind als legitimer Sohn Abrahams anerkannt werden und sich die Segensverheißung erfüllen kann.

Die Erfahrung, dass Gott sieht und dass er sich zeigen wird, die ist gewiss. Wie, das ist Gottes Sache. Doch zu wissen: Wir sind nicht allein. Da gibt es noch einen, der uns Menschen sieht und auf seine Weise eingreift, das ist ermutigend.

Was auch immer die Zukunft bringen mag, Gott ver- liert uns nicht aus dem Blick.
Ich wünsche, dass Sie dieses sehr oft erfahren und grüße Sie sehr herzlich, Ihre

Elisabeth Hollmann-Plaßmeier.

Auferstehung

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Rechtschreibprogramm meines Computers kennt das Wort Totenauferweckung nicht. Der erste Korrektur- vorschlag lautet „Tortenauferweckung“ (!) und geht bis zu „Totem-“ und „Tütenauferweckung“. Anscheinend ist vieles denkbar in dieser Welt, aber keine Totenauferweckung. Mit dem Tod haben wir gelernt umzugehen, oder zumindest ihn zu verdrängen. Wir halten das Andenken der Verstorbenen in Ehren und verwalten ihren Nachlass. Wenn Tote wieder lebendig würden, geriete dieses ganze System übel durcheinander.

Die Frauen, die am Ostermorgen das Grab von Jesus leer vorfanden, waren durch den Tod ihres Herrn tief ge- troffen und erschüttert. Trotzdem konnten sie damit umgehen und taten, was eben zu tun ist, wenn es eine Leiche gibt. Sie kamen, um den Leichnam Jesu zu salben und so dafür zu sorgen, dass der Gestank der Verwesung nicht allzu bald und nicht allzu aufdringlich aus den Fugen des Grabes strömte. Das war ihre ehrenwerte Absicht. Aber als sie zum Grab kamen, stellten sie fest, dass da nichts stank und nichts verweste. Jesus war nicht nur springlebendig, sondern er war bereits unterwegs. Es gab keinen Nachlass zu verwalten und kein Andenken zu pflegen. Das war Ostern.

Ostern – warum eigentlich?

Aber warum ist Jesus eigentlich vom Tod auferweckt worden? Das Entscheidende war ja an Karfreitag schon passiert, als Jesus sich am Kreuz von Golgatha Tod und Teufel entgegengeworfen hatte, um unsere Versöhnung mit Gott klar zu machen. Warum kam er noch einmal auf die Erde zurück, statt gleich in die Dimension der Ewigkeit aufzusteigen? Wir leben davon ja auch nicht länger.

Zum einen hat Gott damit anschaulich gemacht, dass Jesus nicht nur „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ ist, wie wir es jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis bezeugen, sondern dass er aus diesem Kampf tatsächlich als Sieger hervorgegangen ist. Zweitens ist die irdische Wirkungsphase zwischen Ostern und Himmelfahrt ein klares Zeichen dafür, wie wichtig Gott diese Erde ist. Auferstehung bedeutet, dass nicht erst im Himmel der Teufel entmachtet, sondern dass schon in dieser Welt die Macht des Todes gebrochen ist und neues Leben sichtbar wird. Mit seinem Zwischenbesuch auf der Erde bestätigt Jesus, dass das Reich Gottes bereits real angebrochen ist. Wir sollen mit ihm rechnen als dem lebendigen Herrn der Kirche. 

Dem Lebendigen begegnen

Die Frauen begegneten einem lebendigen Herrn, der selbst aktiv zu werden gedachte und der damit bereits angefangen hatte. Ostern wird es in unseren Kirchen, in unseren Gemeinden und in Ihrem persönlichen Leben, wenn wir aufhören, den Leichnam Jesu einzubalsamieren und seinen Nachlass wie den eines Toten zu verwalten. Ostern wird es, wenn wir nicht nur Traditionen pflegen, sondern die Entdeckung machen: Jesus lebt. Er hält sich bereit, uns im Heiligen Geist als der Lebendige zu begegnen.

Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie an Ostern nicht nur Eier suchen, sondern dass Sie sich vom aufer- standenen Herrn der Kirchen finden lassen.

Ihr Pfarrer Rudolf Westerheide

Gottes-Zeit feiern von Zuhause

Sonntags um zehn Uhr läuten die Glocken. Für ein paar Minuten steigen wir aus. Setzen uns zusammen. Entzünden eine Kerze in unserer Mitte. Erleben gemeinsam eine kleine Gottes-Zeit. Dazu brauchen wir nur uns selbst, eine Kerze und diese kleine Liturgie.

Eine(r):
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen ENTZÜNDEN EINER KERZE

Eine(r) zusammen:
Jesus Christus spricht: „Überall dort, wo zwei oder drei im Schutz meines Namens zusammen kommen, da bin ich mitten unter ihnen.“

KURZE STILLE

Jede(r) für sich:          
Was war schön in der vergangenen Woche? 
Was muss ich loslassen, weil es nicht zu ändern ist? Wo möchte ich mich verändern lassen?
An wen muss ich besonders denken?
Was wünsche ich mir für die nächste Woche?

Alle (abwechselnd?):
Gott, Freund des Lebens, Lebenskraft, besuche du die, die sich jetzt einsam fühlen. Deine Liebe umhülle sie zart. Stärke die, die jetzt für andere sorgen. Gib ihnen Geduld. Gib ihnen Kraft. Erhelle die, die jetzt entscheiden. Mach sie ganz klar. Schenke Mut. Ermahne die, die immer noch verharmlosen. Schenke Einsicht.
Wo wir nicht helfen können, halte unsere Hoffnung offen auf deine Zukunft hin.
Wo das Ganze uns übersteigt, lass uns im Kleinen beginnen. Sei unser Licht in dieser Woche. Zeige uns, was wir tun können. Zeige uns, wer wir sein können. Für uns und die, die mit uns leben.
Vaterunser im Himmel...

Segen (abwechselnd?):
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott. Amen

DAS LICHT DER KERZE WIRD GELÖSCHT